DRUCKSTELLEN
2025










The exhibition “Onigiri” at the Collection Born in Munich featured the series DRUCKSTELLEN / PRESSURE MARKS (oil pastels, oil crayons, collage on drawing paper), a long, decorated rope, and several individual works from other cycles.
The exhibition “hängen liegen stehen” at the Neue Galerie Landshut explores organic forms, physicality, and their dissolution in diverse states. Hanging, standing, lying—the works by Susanne Thiemann and Judith Egger relate to each other and exist in a dynamic spatial relationship. This initiates a multi-layered discourse on bodies, form, dwelling, and the loss thereof.
Part of the exhibition was a video and the performance of the work “Kontrabaß im Kokon” (Double Bass in a Cocoon).


Und so wuchert in den zeichnerischen Arbeiten kraftvoll Lebendiges, das sich krakengleich im Leben verheddert ...
... oder vor Wut Klangschalenkörper hervorbringt, das zerfließt, sich versteckt oder von innen heraus leuchtet.




Nichts ist eindeutig, und doch aktivieren sie gerade dadurch den Geist des Betrachters und bescheren ihm ein Synapsenfeuerwerk, das seinesgleichen sucht.
Madonna, meine Damen und Herren, die „Queen of Pop“, hielt anlässlich der Verleihung des Billboard Awards „Woman of the Year“ im Jahr 2016 eine Rede. Die meisten Männer fanden sie unglaublich und schüttelten den Kopf. Die meisten Frauen fanden sie unglaublich und nickten ihr zu.
Madonna beschreibt darin die unfairen Regeln, denen Frauen auch heute noch unterliegen, erzählt von ihren eigenen Erfahrungen mit Widerständen und Vorurteilen und macht klar, wie wichtig das mutige, sichtbare Einstehen für die eigene Stimme ist. Sie ermutigt, ja beschwört geradezu die Frauen, gegen gesellschaftliche Erwartungen zu opponieren, für weibliche Selbstbestimmung einzutreten und so eine Brücke in die Zukunft zu schlagen – als Wegbereiterin und Vorbild für die nächste Generation von Mädchen und Frauen.
Als ich diese Ausstellung im Gotischen Stadel Anfang der Woche zum ersten Mal sah, erinnerte ich mich unmittelbar an diese Rede. Denn hier hängen, stehen und liegen Arbeiten, die zeichnerisch wie skulptural ähnliche Erfahrungen berühren und weitertragen – nur nicht in der Radikalität, mit der Madonna ihre Botschaften formulierte, sondern subtil, tastend, forschend, und gerade bei Judith Egger immer auch gewürzt mit einer kräftigen Prise Humor.
„Sichtbarkeit ist für mich ein politischer Akt: feministisch, vielschichtig, frei. Meine Arbeiten verweben Geschichte mit Zukunft – tastend, suchend, nie abgeschlossen.“ Diese Aussage von Susanne Thiemann lässt sich ebenso auf Judith Egger beziehen. Sie fasst zusammen, was diese Ausstellung im Kern trägt: eine feinsinnige Korrespondenz zwischen Eggers Zeichnungen und Thiemanns Flechtarbeiten. Kein im Vorfeld ausgeklügeltes Programm, sondern ein Einverständnis, das sich während des Entstehens im Gotischen Stadel unvermittelt offenbarte – aufleuchtend wie ein Aha-Moment.
(…)






(...) Und zwischen diesen aus endlosen Kunststoffschläuchen geflochtenen Skulpturen spitzen vorwitzig kleine und große Papierarbeiten von Judith Egger hervor. Auch sie feiern die Weiblichkeit, die Kraft und Energie, die Frauen aufbringen, um das Leben zu verstehen und selbstbestimmt zu gestalten.
„Druck-Stellen“ nennt Judith Egger diese, ihre jüngsten Arbeiten. Während sie bis vor kurzem Objekt und Installation, Video und Performance den Vorrang gegeben hat, ist diese seit rund sechs Monaten währende Schaffensphase geprägt von subtil hintergründigen, unmittelbar und mitunter wütend anmutenden Zeichnungen, die jedoch nie ins Destruktive abgleiten.
Vielmehr findet die Künstlerin auch in ihren neusten Zeichnungen Wege, die Essenz des Menschlichen herauszuschälen, das Wunderbare neben das Bekannte, das Phantastische neben das nüchtern Nachvollziehbare zu setzen – und so die Wahrnehmung der Betrachterinnen und Betrachter aus dem Gleichgewicht zu bringen, ja geradezu durchzuschütteln.
Und so wuchert in den zeichnerischen Arbeiten dieser Ausstellung kraftvoll Lebendiges, das sich krakengleich im Leben verheddert oder vor Wut Klangschalenkörper hervorbringt, das zerfließt, sich versteckt oder von innen heraus leuchtet. Nichts ist eindeutig, und doch aktiviert Judith Egger gerade dadurch den Geist des Betrachters und beschert ihm ein Synapsenfeuerwerk, das seinesgleichen sucht.
Ihr Gestalten ist ein intuitiver Prozess, der den Dingen ihren Lauf lässt und von einer geduldigen Neugier getragen wird. In ihren Zeichnungen dehnt sich die Kraft des Lebens, breitet sich aus, wuchert, sackt in sich zusammen, droht zu vergehen, ist suchend, findet einen Weg – und führt uns so immer wieder die wesentlichen Fragen nach den Grundlagen unseres Daseins und den Bedingungen unseres Zusammenlebens vor Augen.
Spontan, unmittelbar, ohne Titel – die Arbeiten von Judith Egger sprechen in ihrer Direktheit weniger den Verstand an als die innere Wahrnehmung. Sie sind, wie Ramuntcho Matta treffend feststellt, voller Spannung, Abenteuer und Humor. Ihre „formalen Angebote stellen niemals Bewertungen dar, sondern legen Spuren, die uns den Weg zu neuartigen Empfindungen weisen.“
Und da Matta außerdem bemerkt, sich mit Worten auszudrücken gleiche dem Versuch, eine Wolke fangen zu wollen, schließe ich meine Ausführungen an dieser Stelle lieber und überlasse Sie Ihrem Sehnerv und Ihrem Solarplexus.
Eine weiterhin vergnügliche Kunstnacht wünscht Ihnen das Team der Neuen Galerie!
In ihren Zeichnungen dehnt sich die Kraft des Lebens, breitet sich aus, wuchert, sackt in sich zusammen, droht zu vergehen, ist suchend, findet einen Weg – ...



... und führt uns so immer wieder die wesentlichen Fragen nach den Grundlagen unseres Daseins und den Bedingungen unseres Zusammenlebens vor Augen.


Ausstellungen
kuratiert von Franz Schneider